Wann die erste Schulstunde in Schwamendingen erteilt wurde ist unbekannt. Der erste hier amtierende Schulmeisters, Jakob Schön, wird 1624 in Schriften erwähnt. Das erste Schwamendinger Schulhaus ist in den Akten des Chorherrenstiftes Grossmünster 1627 erwähnt, als 46 Pfund und 12 Schilling ausgegeben werden mussten für „6 nöuwe stubenfenster mit den ramen, stänglinen, item 1 yssene fallen, 2 handthaben zur stubenthür“.
Die Schulstube war manchmal auch ein Wirtshaus
Entlöhnt wurden die Lehrer wöchentlich in bar von den Schülerinnen und Schülern oder aus dem Kirchengut für Kinder aus armen Familien. Trotz sehr grosser Klassen war mit dem Lehrerlohn jedoch kaum eine Familie zu ernähren, weshalb Nebentätigkeiten nötig waren. Wie in vielen Gemeinden betrieben die Lehrer auch in Schwamendingen einen kleinen Bauernbetrieb. Als weitere Nebenverdienste konnten die Lehrmeister bei Beerdigungen die Abdankung halten wenn der Pfarrer nicht abkömmlich war, oder sie hielten mit ihren Schulkindern gegen ein Entgeld Liedvorträge bei Hochzeiten.
1671 nahmen die Nebenerwerbe des Lehrers Wüst allerdings überhand, so dass ihm der zürcherische Rat das weitere Weinausschenken und um Geld spielen in der Schulstube untersagen musste. In der Folge legte Wüst das Lehramt 1674 nieder und widmete sich nur noch seinen einträglicheren Beschäftigungen als Wirt, Metzger, Koch und Landwirt.
Buchstabieren, Auswendiglernen, Singen vor allem im Winter
Unterrichtet wurde zunächst nur im Winter. Erst etwa ab 1700 gab es auch im Sommer einige Lektionen, wobei in dieser Zeit nur wenige Kinder die Schule besuchten. Die meisten Eltern brauchten im Sommer ihre Kinder für Arbeiten auf dem Feld. Eine allgemeine Schulpflicht gab es nicht.
Gemessen an den heutigen Massstäben war der Unterricht eher eintönig: Nach dem Buchstabieren nahm das Auswendiglernen von Psalmen, Gebeten und Liedern die meiste Zeit in Anspruch. Wer das Lesen gut beherrschte, durfte schliesslich selber schreiben lernen. Dazu gab der Lehrer meist Texte aus der Bibel vor, die es abzuschreiben galt.
Lehrer sein kann Jeder
Eine eigentliche Ausbildung zum Lehrer gab es zur damaligen Zeit nicht. Und nur wenn sich mehrere Männer um eine freie Lehrerstelle bewarben wurde geprüft, ob sie überhaupt die Unterrichtsfächer Buchstabieren, Lesen, Schreiben und Singen beherrschten. „Wenn einer nur das geringste Handwerk treiben will,“ führte ein gewisser Dekan Escher 1771 aus, „so muss er eine gewisse Zeit auf die Erlernung desselben verwenden und ist dazu verbunden; nur der Schulmeister, dessen Beruf für die Sozietät so wichtig, hat dieses nicht nöthig; kann er nur ein wenig buchstabieren, ein wenig lesen und schreiben, so ist er ein ganzer Schulmeister.“
Das Ende der Alten Schule (ab 1831)
Die neue, liberale Regierung unterzog die bisherigen Lehrer einer Prüfung, damit ein Bild um die bisherige Befähigung der Lehrer gewonnen werden konnte. Dabei zeigten sich krasse Missstände:
Es gab Schulmeister, die nichts Geschriebenes lesen konnten und solche, die nicht imstande waren mehrstellige Zahlen zu schreiben. Einer wusste nichts von Zwingli, ein anderer behauptete bei Sempach sei der Riese Goliath ums Leben gekommen. Es wurde Basel ans Schwarze Meer verlegt, und Kaspar, Melchior und Balthasar seien die ersten Eidgenossen gewesen, wussten die „Lehrer“ zu berichten.
Seminar-Gründung
Für die Heranbildung tüchtiger Lehrer – bald auch Lehrerinnen – wurde in Küsnacht das "Schullehrer-Institut" geschaffen unter Leitung des Württembergers Thomas Scherr. Die erste Seminarklasse bestand hauptsächlich aus 20 – 25 Jahre alten Leuten, die alle zuvor einen anderen Beruf ausübten. „Da gab es Schneider, Weber, Fischer, Schuhmacher, die alle mit freudigem Muthe sich entschlossen haben, nochmals die Schulbank zu drücken, um dann eine neue Schule gründen zu helfen. ... Denn nicht allein Bosshard, jeder andere auch hatte das Jammerbild von der alten Schule wahr genommen“ (Lehrer H. Kreis, 1886).
In der Lehrerausbildung beschränkte man sich nicht auf die Theorie: Beim Seminar befand sich ein Übungs-Schulzimmer, wo in der Praxis das Schulegeben eingeübt wurde.
Erstmals fanden die Fächer Geschichte, Geographie und Naturkunde Eingang in den Lehrplan. Dabei steuerte einer der ersten Absolventen des Seminars Küsnacht, Heinrich Bosshard, einige naturkundliche Inhalte, Gedichte und Lieder für die neuen Lehrmittel bei.
Lehrer wird zum vollwertigen Beruf
Weil sich die gut ausgebildeten Lehrpersonen ganz auf das Unterrichten konzentrieren sollten, wuchs nach und nach die Bereitschaft, den Lehrerinnen und Lehrer auch existenzsichernde Löhne zu bezahlen.
Opposition
Nur auf Zustimmung stiess die Schulreform jedoch nicht. Vor allem kleine Landgemeinden mochten diese Entwicklung nicht mit tragen. Gegen 200 Protestschreiben gegen die neue Schule ergingen an die Regierung. Diesen stand nur eine Hand voll positive Stellungnahmen gegenüber, eine davon kam aus der seit je fortschrittlichen Gemeinde Schwamendingen wo einer der ersten am Lehrerseminar auf seinen Beruf ausgebildeten Lehrer, Heinrich Bosshard, seit 1834 als Schulmeister wirkte.